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Film

Inhaltsübersicht:

DIE GRAUZONE (USA 2001) – ein Film von Tim Blake Nelson

 

SON OF SAUL (UNG 2015) – ein Film von László Nemes Jeles

 

EIN EINFACHER MENSCH (D 1986) – ein Film von Karl Fruchtmann

 

Pressetext:

DIE GRAUZONE – ein Film von Tim Blake Nelson

Die Grauzone erzählt die Geschichte von Menschen, die verzweifelt versuchen, ihrem Leben einen Sinn zu geben an einem Ort, der zum Töten gebaut wurde“.

Tim Blake Nelson.

Nelson, Schauspieler (‚0 Brother, Where Art Thou?’, ‚The Thin Red Line’,’ Minority Report’) Drehbuchautor, Dramatiker und Regisseur (‚O’, ‚Eye of God’), bezeichnet „Die Grauzone“ als sein persönlichstes Regiewerk.

Mittelpunkt seiner Geschichte, die Elemente seines früheren, gleichnamigen Bühnenstücks aufgreift, ist eine Gruppe ungarischer Juden des Sonderkommandos im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, die 1944 an der Vorbereitung eines Aufstandes beteiligt sind. Die Planungen geraten in Gefahr, als plötzlich ein junges Mädchen lebend unter den Körpern von Ermordeten in der Gaskammer gefunden wird. Der zweite Handlungsstrang des Films befasst sich mit den weiblichen Lagerinsassen, die in der Munitionsfabrik nahe Birkenau arbeiten müssen und denen es gelingt, Mitgliedern des Sonderkommandos heimlich Schießpulver zukommen zu lassen.

Während einige der Charaktere auf historischen Figuren nach den Schilderungen Miklos Nyiszlis beruhen, stützt Nelson die fiktionalen Charaktere auf fünf Tagebücher, die von Mitgliedern der Sonderkommandos verfasst und später in Birkenau entdeckt wurden. Die Zusammenarbeit mit Harvey Keitel als Darsteller und Keitels Produktionsfirma ‚The Goatsingers’ als Produktionsbeteiligte ermöglichte das herausragende Ensemble mit David Arquette, Steve Buscemi, Allan Corduner, Mira Sorvino, Natasha Lyonne und David Chandler.

Tim (Blake Nelson) stellt Fragen zu unserer menschlichen Natur, die es zu untersuchen gilt. Das schulden wir unseren Kindern.

Harvey Keitel

DIE GRAUZONE; US 2002; R: Tim Blake Nelson; D: David Arquette, Steve Buscemi, Allan Corduner, Mira Sorvino, Natasha Lyonne, David Chandler; 104 Min.; Dt. Sprachfassung und OmU;

Kinostart: 27. Januar 2005 durch b.film- Verleih in Kooperation mit Legend Films International.


Die „Grauzone“ von Auschwitz und das Schicksal des jüdischen Sonderkommandos im Zentrum der Massenvernichtung

Der Spielfilm Die Grauzone erzählt die tragische und dramatische Geschichte des einzigen bewaffneten Häftlingsaufstands im Vernichtungslager Auschwitz- Birkenau, dem am 7. Oktober 1944 451 Häftlinge eines streng isolierten jüdischen Todeskommandos zum Opfer fielen.

Diese Häftlinge des sogenannten Sonderkommandos wurden in den Krematorien und Gaskammern der größten nationalsozialistischen Mordfabrik zur Zwangsarbeit eingesetzt. Der industrialisierte Massenmord wurde von der SS organisiert und durchgeführt, zur schrecklichen Spurenbeseitigung wurden die Häftlinge des Sonderkommandos missbraucht. Die unglückseligen Häftlinge dieses Arbeitskommandos wurden von ihren Peinigern dazu gezwungen, die zur Ermordung bestimmten Menschen zu empfangen und zu beruhigen sowie für einen raschen Auskleidungsprozess und Gang in die Gaskammern zu sorgen. Nach der Ermordung mussten sie die Gaskammern leeren und reinigen, die Leichen der Opfer auf Wertsachen untersuchen, ihnen die Haare abschneiden, das Schnitthaar für die industrielle Verwertung reinigen, Goldzähne ausreißen, die Körper in den Krematoriumsöfen oder Verbrennungsgruben einäschern, die Knochenreste zerschlagen und die Asche verstreuen. In den Entkleidungsräumen mussten sie die verbliebene Habe der Opfer einsammeln und zum Weitertransport vorbereiten. So waren sie die einzigen Augenzeugen die im Zentrum der Vernichtung eingesetzt wurden, und die Letzten, die mit den Opfern noch kurz vor deren Ermordung in Kontakt kamen.

Die Geschichte des jüdischen Sonderkommandos ist eine Geschichte von Hilflosigkeit, Ohnmacht und Lethargie. Die Sonderkommando-Häftlinge konnten die zur Vernichtung bestimmten Opfer nicht retten. Diese Tatsache löste bei ihnen angesichts der eigenen privilegierten Überlebensbedingungen Schuldgefühle aus. Zusätzlich wurden sie von aufgebrachten Opfern als Kollaborateure verurteilt. Aus der Wehrlosigkeit und Aussichtslosigkeit zu überleben erwuchs der Wille und Mut zum Widerstand. Diese Reaktion war keine Heldentat, sondern der verzweifelte Versuch, sich zu rächen und nicht wie die Mehrheit der Opfer kampflos in den Tod zu gehen.

Die Männer, die im Zentrum der Vernichtungsmaschinerie leben und arbeiten mussten, wurden ihrer Würde und Selbstachtung beraubt, die SS zerstörte ihre Seele und vernichtete letztlich auch ihre physische Existenz. Als Augenzeugen des Völkermords waren sie grundsätzlich zum Tode bestimmt. Wer sich der infamen Zwangsarbeit verweigerte oder als arbeitsunfähig betrachtet wurde, der wurde von der SS schon frühzeitig ermordet.

Nur wenige Sonderkommando-Häftlinge haben das Grauen wie durch ein Wunder überlebt und noch weniger über ihre traumatischen Erinnerungen berichtet. Von den in den Jahren 1942- 1945 etwa 2200 ins Sonderkommando eingewiesenen Männern überlebten nur 110 das Kriegsende. Heute leben weltweit nur noch 15 Augenzeugen des Sonderkommando-Aufstands.

Das Filmdrehbuch basiert auf der 1946 erschienenen Erinnerungsschrift von Miklos Nyiszli, die 1992 unter dem Titel „Im Jenseits der Menschlichkeit. Ein Gerichtsmediziner in Auschwitz“ auch in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Der rumänische Pathologe Miklos Nyiszli arbeitete als Häftling des Sektionskommandos in Krematorium I. In dieser Vernichtungsanlage befand sich auch der Führungskreis der Widerstandsbewegung im Sonderkommando. Obwohl Nyiszli dem berüchtigten SS- Lagerarzt Dr. Josef Mengele persönlich unterstellt war, hatte er Kontakt zu den Sonderkommando-Häftlingen und zu den SS-Angehörigen der vier Auschwitzer Krematorien. Nyiszlis aufsehenerregendes Werk war überhaupt die erste Publikation eines Augenzeugen, der aus dem Innern der Todesfabrik Auschwitz berichtete. Seine Beschreibung des „Kommandos der lebenden Toten“ ist eine schonungslose Analyse der hoffnungslosen und traumatischen Situation des Sonderkommandos:

„Organische Krankheiten sind beim Sonderkommando selten. Ihre Betten und Kleider sind sauber, ihre Verpflegung ist gut, ja ausgezeichnet. Ohnehin handelt es sich bei Ihnen um ausgesuchte kräftige Männer. Doch sie sind seelisch krank. Das schreckliche Wissen, dass hier ihre Geschwister, Frauen, Kinder, ihre armen Eltern, ihr ganzes Volk zugrunde gehen, die Tatsache, dass sie selbst die Leichen zu Tausenden vor die Öfen schleifen und hineinschieben, führen zu schweren Depressionen und Melancholie. Jeder hier hat eine schmerzliche Vergangenheit und eine Zukunft, an die er nur mit Schrecken denken kann. Diese Zukunft besteht für einen SK-Angehörigen aus ganz kleinen Zeiteinheiten.“

Der Filmtitel „Die Grauzone“ geht auf Primo Levis 1986 veröffentlichtes Werk „Die Untergegangenen und die Geretteten“ zurück. Levi beschreibt mit dem Begriff jenen Grenzbereich und Handlungsraum in dem die Trennungslinie zwischen Opfer und Täter verschwimmt und moralische Kategorisierungen das Geschehen nicht mehr erfassen können. Der italienische Philosoph Giorgio Agamben definiert diesen Bereich als „Zone der Nicht- Verantwortlichkeit und der ‚impotentia judicandi’“, die nicht jenseits von Gut und Böse liege, sondern diesseits von ihnen. Die „Extremfigur“ der „Grauzone“ ist Agamben zufolge das „Sonderkommando“, dessen Erfindung und Aufstellung Primo Levi als das dämonischste Verbrechen des Nationalsozialismus bezeichnete. Mit Hilfe dieser Einrichtung wurde Levis Interpretation zufolge der Versuch unternommen, „das Gewicht der Schuld auf andere, nämlich auf die Opfer selbst, abzuwälzen, so dass diesen – zur eigenen Erleichterung – nicht einmal mehr das Bewusstsein ihrer Unschuld bleiben würde“.

Dieses ethische Dilemma ist ein wesentliches Thema in der Geschichte des jüdischen Sonderkommandos und das zentrale Motiv im Spielfilm von Tim Blake Nelson.

Mit der Erinnerung an das Grauen in der Todeszone von Auschwitz und mit der Betrachtung menschlicher Verhaltensweisen unter den radikalen Lebens- und Arbeitsbedingungen im Sonderkommando wird eine Auseinandersetzung mit den Abgründen der menschlichen Natur ermöglicht. In diesem Auseinandersetzungsprozess haben wir auch die große Gelegenheit, uns selbst zu begegnen.

Pressetext von: Andreas Kilian

Verleih: B.FILM VERLEIH, Berlin

Vertrieb: LEGEND FILMS INTERNATIONAL, Köln

  

Hinweis:

 

Dieser Artikel ist mit zum Teil anderem Bildmaterial versehen in der Pressemappe und im Flyer des B.FILM VERLEIHs sowie im Booklet der deutschen DVD (08.08.2005) erschienen:

Der Autor dankt dem B.FILM VERLEIH, Herrn Hans Habiger und Andreas Wildfang sowie der LEGEND FILMS INTERNATIONAL, Herrn Gerhard Bormann, für deren Zustimmung zur Veröffentlichung des Artikels und Bildmaterials auf www.sonderkommando-studien.de.

   

Auszug des Booklets zur deutschen DVD (erschienen am: 08.08.2005)

Zudem erschien ein Filmheft, das in der Schulischen Bildung geeignet ab Klasse 10 in den Fächern Geschichte, Religion und Ethik im Unterricht eingesetzt werden kann:

André, Bernhard und Andreas Kilian: Film-Heft Die Grauzone. Hg. Vom Institut für Kino und Filmkultur im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung, Köln 2005.

Das Filmheft „Die Grauzone“ kann kostenfrei unter folgender URL runtergeladen werden:

http://www.film-kultur.de/publikationen/diegrauzone.pdf


(Letzte Änderung : 08.09.2004)


Filmbesprechungen :

Ist das Grauen darstellbar?

Vor 60 Jahren erhoben sich am 7. Oktober 1944 einige hundert jüdische Häftlinge des Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in einem Akt der Verzweiflung gegen ihre Peiniger. Die Männer, die diese einzige bewaffnete Revolte im größten nationalsozialistischen Konzentrationslager auslösten, wurden von der SS als Sonderkommando bezeichnet. Ihr Einsatzort waren die Krematorien. Die SS zwang sie, die Leichen aus den Gaskammern zu schleppen und die toten Körper zu verbrennen. Arbeitsverweigerung wurde sofort mit dem Tod bestraft. Als „Geheimnisträger“ wurde das streng isolierte Sonderkommando von der SS in Etappen liquidiert, von anderen Häftlingen oftmals der Kollaboration beschuldigt.

Während des Aufstands wurde eines der vier Krematorien von den Häftlingen in Brand gesteckt, drei SS-Männer getötet, zwölf weitere schwer verwundet. 100 Häftlinge wagten die Flucht aus der Todeszone. Doch letztlich war ihre Lage in dem ungleichen Kampf aussichtslos. Die revoltierenden Häftlinge kämpften um ihre menschliche Würde, sie wollten sich an ihren Peinigern rächen und die Mordanlagen zerstören. 451 Männer des Sonderkommandos fielen schließlich der blutigen Vergeltung der SS zum Opfer. Trotzdem war der mutige Aufstand erfolgreich: Für die SS bedeutete er eine moralische Niederlage.

Die tragischen Ereignisse, die sich am Tag des Aufstands in der Todeszone von Auschwitz zutrugen, wurden für den US-Spielfilm „Die Grauzone“ – der am 8. Oktober im Frankfurter Filmmuseum in einer Vorpremiere gezeigt werden wird – fiktionalisiert und dramaturgisch verarbeitet. Eine Gratwanderung, denn – noch stärker als die deutsche Produktion „Der Untergang“ – wird dieser Film von der Diskussion begleitet werden, ob Grauen und alltäglicher Wahnsinn überhaupt ästhetisch darstellbar sind.

Dem Film „Der Untergang“ wird von mancher Seite Verharmlosung und „Vermenschlichung“ vorgeworfen. Und es wird sicherlich auch Kritiker geben, die gegen den amerikanischen Regisseur Tim Blake Nelson, der nicht nur Regie führte, sondern auch das Drehbuch für „Die Grauzone“ schrieb, gegenteilige Vorwürfe erheben werden.

Die dramaturgische Bearbeitung historisch sensibler Stoffe ist legitim, solange die Opfer nicht verletzt, desavouiert oder diffamiert werden. Solange eine Ästhetisierung des Grauens nicht zum Selbstzweck verkommt oder voyeuristische Absichten bedient werden. Es gibt viele Versuche, die Realität von Auschwitz mit fiktionalen Mitteln filmisch zu erfassen. Viele davon endeten in bloßer Unterhaltung und Kitsch.

Der Aufstand des jüdischen Sonderkommandos war bisher jedoch noch kein zentrales Thema, handelt es sich doch dabei um eine Geschichte, die jahrzehntelang verschwiegen, verdrängt und vergessen wurde. Er erschien zu marginal, zum Heldengedenken ungeeignet – anders als der Warschauer Getto-Aufstand oder die Häftlingsrevolte im Vernichtungslager Sobibor. Das Sonderkommando war ein Tabuthema. Widerstand wurde bisher grundsätzlich am militärischen Erfolg gemessen, an der Anzahl der getöteten Feinde und zerstörten kriegswichtigen Objekte. Widerstand wurde bisher oftmals instrumentalisiert und politisiert, seine Darstellung manipuliert, das Geschehen zu einem Mythos verklärt. In dieser Hinsicht ist es das Verdienst von Nelson, den Sonderkommando-Aufstand endlich einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Dabei gelingt es ihm, das moralische Dilemma der Sonderkommando-Häftlinge, deren kurzzeitiges Überleben mit ihrer tragischen Zwangsarbeit im Zentrum des Massenmords verknüpft war, beklemmend deutlich zu machen. Er zeigt ihren Überlebenswillen und ihre Handlungsräume unter den radikalen Lebens- und Arbeitsbedingungen im Sonderkommando und regt zur Reflexion des Geschehenen an.

Ein Spielfilm kann keinesfalls historische Abläufe authentisch abbilden. Jedoch können Filme die Essenz historischer Ereignisse anhand von handelnden Figuren durchschaubar und verständlich machen. Damit stellen sie im besten Fall eine Wahrheit dar, die jenseits der konkreten historischen Ereignisse liegt und doch Gültigkeit beanspruchen kann. „Die Grauzone“ geht wie auch „Der Untergang“ über historische Ereignisse und die Erinnerung daran hinaus und ermöglicht die Auseinandersetzung mit den Abgründen der menschlichen Natur.

60 Jahre hat es gedauert, bis das Kino für die psychische und moralische Analyse der Sonderkommando-Tragödie bereit war. Ob es das Publikum bereits ist? Wir werden es nach dem deutschen Filmstart erfahren.

Andreas Kilian ist Historiker und Autor zahlreicher Publikationen zum Thema, u.a. Co-Autor der Sonderkommando-Monografie „Zeugen aus der Todeszone“.


(Letzte Änderung: 05.07.2005)

Hinweis:

Dieser Artikel ist mit zum Teil anderem Bildmaterial versehen in folgenden Publikationen erschienen:

Kilian, Andreas: Ist das Grauen darstellbar?, in: Frankfurter Neue Presse, 05.10.2004: Debatte, S. 4

Kilian, Andreas: Eine Gratwanderung zwischen Voyeurismus und Aufklärung. Ist das Grauen darstellbar? Ein Debattenbeitrag, in: Mitteilungsblatt der Lagergemeinschaft Auschwitz, Freundeskreis der Auschwitzer, 24.Jg., H.2, (2004), S. 25-26 (mit Genehmigung der FNP-Redaktion).

Der Autor dankt der Lagergemeinschaft Auschwitz, Freundeskreis der Auschwitzer e.V., Münzenberg, für die Zustimmung zur Veröffentlichung des Beitrags auf www.sonderkommando-studien.de.




Drei Experten, drei Generationen, drei Sichtweisen

Podiums-Diskussion im Rahmen der Film-Preview „Die Grauzone“ am Montag, den 24.01.2005 um 19:00 Uhr im Deutschen Filmmuseum Frankfurt am Main:

Bei der Veranstaltung diskutierten Andreas Kilian, Co-Autor des Buches „Zeugen aus der Todeszone“, Dr. h.c. Arno Lustiger, international renommierter Historiker des jüdischen Widerstands im nationalsozialistischen Europa und Dr. Gideon Greif, Autor zahlreicher Dokumentationen zum Thema Shoah, über den Film „Die Grauzone“ und die Bedeutung des Aufstands von 1944. Das Gespräch wurde vom Leiter des Instituts für Kino und Filmkultur e.V., Herrn Horst Walther moderiert.

„Hauptsache Kultur“ (HR3) verfolgte die Diskussion und dokumentierte die unterschiedlichen Sichtweisen:

„(…) Unter Historikern ist die Vorgehensweise umstritten: Darf man die Gaskammern von Auschwitz in einem Spielfilm zeigen? Sind die Filmemacher allzu frei mit historischen Fakten umgegangen? (…)

Jüdische Häftlinge, die die Leichen wegräumen müssen, die Krematorien bedienen, die Gaskammern reinigen und – die Todgeweihten in Sicherheit wiegen. Die Männer des „Sonderkommandos“ sind in (ein)er unerträglichen Situation (…). Unerträglich auch die Schuldgefühle. An einigen Stellen des Films stellen sich Fragen (…). Gab es wirklich Zigaretten und Wodka satt für die Häftlinge des Sonderkommandos? Historiker melden entschieden Bedenken an:

Bemängelt Fehler: Historiker Gideon Greif:

„Der Film ist voll, voll Fehler. Ich denke, es gibt nicht ein einziges Faktum, das richtig ist. Hundert habe ich gezählt, kleinere, größere Fehler. Mein Eindruck ist: Man hat sich nicht genug bemüht, die Fehler zu entfernen und sich zu erkundigen, wie es wirklich war.

Der gravierendste Fehler: Der Film suggeriert, die SS hätte die Häftlinge des „Sonderkommandos“ angeworben. (…)“

„Absolute Lüge“, sagt Arno Lustiger, Publizist und Holocaust-Überlebender:

„Das ist das Schreckliche an dem Film: Man hat den Eindruck, dass die Leute sich freiwillig zu dieser Arbeit gemeldet haben. Absolute Lüge! Sie wurden ausgesondert. Sie wurden abkommandiert. Und die Alternative war: Wenn sie sich weigern würden, dann ins Gas. (…)“

Der Film sei ungenau, drastisch, tabulos. So die Vorwürfe. Aber darf ein Spielfilm, der von Auschwitz handelt, nicht auch Fakten verdichten – um überhaupt eine Geschichte erzählen zu können? Muss er nicht Bilder schaffen, um sich dem Thema zu nähern? (…)

Der Film ermögliche die Auseinandersetzung: Historiker Andreas Kilian:

„Ich finde es schlicht und ergreifend einfach nur wichtig, dass es diesen Film gibt, dass er diese Form der Auseinandersetzung überhaupt erst ermöglicht. Und in dieser Hinsicht, denke ich, sind die Bilder berechtigt. Sind diese historischen Fehler stellenweise durchaus problematisch, aber sie machen diesen ganzen Film, das Produkt an sich, diese Fiktionalisierung des Ereignisses nicht kaputt.“

Und die Fiktionalisierung hat große Stärken: Sie kommt – anders als andere Holocaust-Filme – ganz ohne Filmmusik aus. Ohne Pathos, ohne Helden, ohne Happy-End. Der Film „Die Grauzone“ regt an, weiter darüber nachzudenken, ob und wie man den Holocaust darstellen kann. Und darauf gibt es keine einfachen Antworten.“


Hinweise:

Auszugsweiser Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin Birte Marquardt, HR3.

Die Expertenstatements wurden ausgestrahlt in der Sendung:

Hauptsache Kultur: Darf man das? Ein Spielfilm über den Aufstand in Auschwitz polarisiert Zuschauer und Historiker, ein Bericht von Birte Marquardt, HR3, 29.01.2005, 21:55 Uhr.

Biographische Angaben zu den Diskussionsteilnehmern:

Dr. h.c. Arno Lustiger

Dr. h.c  Arno Lustiger, geb. 1924 in Bedzin (Polen), ist international renommierter Historiker des jüdischen Widerstands im nationalsozialistischen Europa . Unter nationalsozialistischer Besatzung war er im Untergrund aktiv, überlebte mehrere Konzentrationslager. Nach seiner Befreiung arbeitete er als Dolmetscher für die US-Armee und war Mitbegründer der jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main. Arno Lustiger ist Autor und Herausgeber zahlreicher Werke zur jüdischen Geschichte. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen gehören „Zum Kampf auf Leben und Tod. Das Buch vom Widerstand der Juden 1933?1945“, „Schalom Libertad! Juden im Spanischen Bürgerkrieg“ sowie „Wir werden nicht untergehen. Zur jüdischen Geschichte“. Dr. Lustiger ist Ehrendoktor der Universität Potsdam und Gastprofessor am Fritz-Bauer-Institut der Frankfurter Universität.

Dr. Gideon Greif

Dr. Gideon Greif, geb. 1951 in Tel Aviv (Israel), ist Historiker und Pädagoge. Er war Lehrbeauftragter an der „Open University“ in Ramat-Aviv, Tel-Aviv, sowie Gastprofessor am „Center for Contemporary Judaic Studies“ an der Universität Miami, Florida. Dr. Greif  ist Autor zahlreicher Dokumentationen über die Shoah, die für den israelischen Rundfunk und das israelische Fernsehen produziert wurden. Als Autor von Publikationen zum Sonderkommando Auschwitz, darunter dem Band „Wir weinten tränenlos – Augenzeugenberichte der jüdischen Sonderkommandos in Auschwitz“, sorgte Gideon Greif auch international für Aufsehen. In Deutschland veröffentlichte er zudem den Band „Die Jeckes. Deutsche Juden aus Israel erzählen.“ (mit Colin McPherson und Laurence Weinbaum). Dr. Greif erforscht die Geschichte der jüdischen Sonderkommandos in Auschwitz seit 19 Jahren. Er ist Mitglied im Ratgebergremium der Auschwitz Jewish Center Foundation und Mitarbeiter der International School for Holocaust Studies an der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel.

Andreas Kilian, M.A.

Andreas Kilian, geb. 1974 in Frankfurt am Main, ist Historiker (M.A.) und ehemaliger freier Mitarbeiter der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Auschwitz, Spielbergs Visual History Foundation und der Claims Conference Zwangsarbeiter-Fonds. Er ist Autor und Bearbeiter zahlreicher Veröffentlichungen zum Thema Sonderkommando Auschwitz, darunter der Sonderkommando-Monografie „Zeugen aus der Todeszone“ (mit Eric Friedler und Barbara Siebert) und der neubearbeiteten Erinnerungsschrift Miklos Nyiszlis mit dem Titel „Im Jenseits der Menschlichkeit“ (Hrsg. von Dr. Friedrich Herber). Andreas Kilian ist wissenschaftlicher Berater der ARD-Dokumentation „Sklaven der Gaskammer“ und Gründer des Internetportals www.sonderkommando-studien.de. Er beschäftigt sich seit 13 Jahren mit der Geschichte der jüdischen Sonderkommandos in Auschwitz, ist kooptiertes Vorstands-Mitglied der Lagergemeinschaft Auschwitz e.V. und Leiter eines Fachverlags.


(Letzte Änderung: 05.07.2005)


Hintergrundinformationen :

Auszüge aus dem deutschen Presseheft zum Film «Die Grauzone»:

 

Kurzinhalt/ Synopsis

Der Spielfilm »DIE GRAUZONE« erzählt die tragische und dramatische Geschichte des einzigen bewaffneten Häftlingsaufstands im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, dem am 7. Oktober 1944 451 Häftlinge eines streng isolierten jüdischen Todeskommandos zum Opfer fielen. Diese Häftlinge des sogenannten Sonderkommandos wurden in den Krematorien und Gaskammern der größten nationalsozialistischen Mordfabrik zur Zwangsarbeit eingesetzt.

Mittelpunkt der Geschichte Tim Blake Nelsons ist eine Gruppe ungarischer Juden, die an der Vorbereitung eines Aufstandes beteiligt sind. Die Planungen geraten in Gefahr, als plötzlich ein junges Mädchen lebend unter den Körpern von Ermordeten in der Gaskammer gefunden wird. Der zweite Handlungsstrang des Films befasst sich mit den weiblichen Lagerinsassen, die in der Munitionsfabrik arbeiten müssen und denen es gelingt, Mitgliedern des Sonderkommandos heimlich Schießpulver zukommen zu lassen.

Das Filmdrehbuch basiert auf der 1946 erschienenen Erinnerungsschrift „Ich war Arzt in Auschwitz“ des rumänischen Pathologen Miklos Nyiszli sowie auf fünf Tagebüchern, die von Mitgliedern der Sonderkommandos verfasst und später in Birkenau entdeckt wurden.

Am 27. Januar 2005 jährt sich zum 60. Mal der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

Langinhalt

Im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau plant ein ungarisches Sonderkommando heimlich einen Aufstand. Die Männer haben nichts zu verlieren: Vom Oberscharführer Muhsfeldt (Harvey Keitel) und seinen Schergen werden sie gezwungen, die eigenen Landsleute in den Tod zu führen. Dafür erhalten sie kleine Privilegien, wohnen in Räumen innerhalb der Krematorien und ertauschen Gefälligkeiten mit Wertgegenständen der Ermordeten. Sie sind sich bewusst, dass ihnen ihr Handeln bestenfalls eine Frist von einigen Monaten einbringt. Danach werden auch sie getötet und gegen ein neues Sonderkommando ausgetauscht. Das ist in Auschwitz die Regel. Voller Verachtung und Selbsthass wollen sie nur eins: die bestialische Vernichtungsmaschinerie der Nazis, deren Teil sei geworden sind, stoppen ‑ und sei es nur für eine kurze Zeit.

Damit der Plan gelingt, ist absolute Geheimhaltung erforderlich. Selbst ein Landsmann, der ungarische Lagerarzt Nyiszli (Allan Corduner), darf davon nichts mitbekommen. Als er einmal von Hoffmann (David Arquette), einem jungen und neu hinzugekommenen Häftling, gerufen wird, weil ein alter Mann (Dimitar Ivanov) im Sterben liegt, wird er Zeuge der vermeintlichen Verrohung unter den Insassen: In seiner Gegenwart erwürgt Rosenthal (David Chandler) den Alten, der seine eigene Familie in die Feueröfen Auschwitz’ hatte werfen müssen und vor Verzweiflung vergebens sich mit Tabletten töten wollte, mit dem Kopfkissen. Die Männer erledigen die körperliche Arbeit innerhalb der Mordmaschine: Sie führen neu ankommende Häftlingstransporte unter Vorwänden in die Gaskammern, durchsuchen die toten Körper, brechen die Goldzähne heraus, scheren die Haare, entsorgen die Leichname in den Krematorien und Verbrennungsgruben, reinigen die Gaskammern , sortieren die Habseligkeiten der Opfer und entsorgen Asche, zerkleinern Verbrennungsreste. Schwerer schwarzer Rauch strömt aus den Schloten und graue Asche dringt in jede Pore.

In der benachbarten Munitionsfabrik „Union“ in Birkenau sind Frauen zur Zwangsarbeit eingeteilt. Einigen gelingt es, kleine Mengen Schießpulver von der Produktion abzuzweigen. Das Pulver, das mittels Leichentransporten zu den Männern gelangt, soll beim Aufstand eingesetzt werden. Als eine der Frauen aufgegriffen wird und verschwindet, machen sich Dina (Mira Sorvino) und Rosa (Natasha Lyonne) über ihr risikoreiches Tun wenig vor. Zwar ist ihre Teilnahme am Komplott unter den anderen Frauen umstritten und längst nicht alle Insassinnen wollen sich beteiligen. Denn, wenn die Sache auffliegt, steht das Leben aller Frauen im Block auf dem Spiel. Der ungarische Jude Abramovics (Steve Buscemi), ebenfalls Mitglied des Sonderkommandos, übermittelt Nachrichten zwischen den streng getrennten Krematoriumseinheiten. Er berichtet, dass Partisanen Maschinenpistolen am Lagerzaun deponiert haben, und zieht die Möglichkeit der anschließenden Flucht in Erwägung. Im Gegensatz zu ihm zeigen sich die anderen des Kommandos an einer Flucht nach dem Aufstand nicht interessiert – sie wollen die Krematorien zerstören und dem Räderwerk der Vernichtung einen Schlag versetzen.

Vom SS-Arzt Josef Mengele (Henry Stram) wird Nyiszli in die Pläne für erweiterte medizinische Experimente an Häftlingen eingeweiht. Dafür sind mehr Versuchspersonen notwendig, die aus den Gefangenentransporten selektiert werden. Auch weil Nyiszli seine Frau und Tochter, die in einem anderen Teil des KZs untergebracht sind, retten will, führt er die Anweisungen Mengeles aus, auch wenn er dessen Vorstellung von „Wissenschaft“ verabscheut. Mengele versucht, rassische Grundsätze anhand seiner Zwillingsforschung zu untermauern. Ebenso steht Nyiszli in engem Kontakt mit Oberscharführer Muhsfeldt, einem Alkoholiker und Defätist, der gerüchteweise von der geplanten Rebellion erfahren hat und Nyiszli auf die Meuterer ansetzen will. Im Gegenzug sichert er ihm Hilfe dabei zu, Nyiszlis inhaftierte Frau und Kind an einen sicheren Ort schaffen zu lassen. Inzwischen sind die Pulverkassiber aufgeflogen und zwei der Frauen befinden sich in Haft. Doch weder Rosa noch Dina beugen sich der Folter und verraten nicht, wohin die Lieferungen gegangen sind.

Wider aller Mordplanung hat ein Mädchen (Kamelia Grigorowa) die Gaskammern überlebt. Hoffmann findet ihren noch warmen Körper inmitten der Leichenberge und überredet Rosenthal, das Kind zu verstecken. Sie wird zum Symbol für eine von den Männern verloren geglaubte Menschenwürde und Nächstenliebe. Als sie den Arzt Nyiszli rufen, päppelt der die Kleine wieder auf. Doch wo sie nun unterbringen und verstecken? Mit Schlermer (Daniel Benzali) streitet sich Nyiszli über mögliche Schlupfwinkel, wobei Schlermer ihm verrät, wie der Aufstand geplant ist. Kurz darauf taucht Abramovics nochmals auf und unterrichtet die Männer, dass es noch am selben Tag losgehen soll. Sie beratschlagen den genauen Ablauf und auf welche Weise die beiden Krematorien zusammenarbeiten sollen. Nun überschlagen sich die Ereignisse: Während den beiden Frauen in der Folterkammer noch versucht wird, ein Geständnis abzupressen, und, als dies nichts nützt, ihre Mitinsassinnen wahllos erschossen werden, kommt Muhsfeldt dem versteckten Mädchen auf die Spur. Um sie zu retten, erzählt Nyiszli ihm vom Aufstand, ohne dabei präzise Informationen preiszugeben. Da dies Muhsfeldt nicht genügt, greift der Arzt zum Äußersten und erpresst den Oberscharführer, seine Alkoholsucht als Arbeitsunfähigkeit den Vorgesetzen zu melden.

Beim beginnenden Aufstand kann man sich nur kurz gegen die herbeieilende SS-Meute zur Wehr setzen. Die Übermacht ist viel zu groß. Der gesammelte Sprengstoff wird an die Öfen des Krematoriums geschafft und zur Explosion gebracht, als die Nazis das Gebäude stürmen. Als Oberscharführer Muhsfeldt entdeckt, dass Nyiszli sich im Medizinlabor versteckt gehalten hat, wird ihm sofort klar, dass der Arzt in vollem Umfang vom Aufstand Bescheid wusste. Anstatt ihn zu liquidieren, verspricht er ihm Protektion vor allen möglichen Zweifeln seitens seines Vorgesetzten Mengele. „Wir beide, Doktor, werden unsere Arbeit fortsetzen, weil das nun mal die Lebenden tun. Wir werden uns gegenseitig gerettet haben. Sonst müssen wir niemanden mehr retten.“

Nach Ende des Aufstands müssen sich alle Mitglieder des Sonderkommandos vor dem Krematorium mit dem Gesicht zur Erde auf den Boden legen. Ein SS-Mann erschießt sie nacheinander per Genickschuss. Hoffmann und Rosenthal entdecken, auf den Tod wartend, dass sie in Budapest Nachbarn waren. Im Bewusstsein, etwas Einzigartiges getan zu haben, sterben sie. Auch das Mädchen findet vor Muhsfeldt keine Gnade und wird erschossen. Im Lager Auschwitz-Birkenau kehrt danach wieder der Alltag ein. Ein neues Sonderkommando sammelt die Leichen der Aufständischen ein, entkleidet sie und wirft sie in die Öfen. Schwerer schwarzer Rauch steigt auf und graue Asche dringt in jede Pore.


Interview mit Tim Blake Nelson

Wann sind Sie erstmals auf die Idee gekommen, einen Film über die Sonderkommandos in den Konzentrationslagern zu drehen?

Zu Beginn schrieb ich einfach die Geschichte meiner Familie auf, die nach der Reichskristallnacht aus Deutschland fliehen musste und anschließend in England und später in den Vereinigten Staaten unterkam. Meine Mutter und ihre Eltern waren praktisch Holocaust-Flüchtlinge. Meine Mutter wurde 1935 in England geboren, verbrachte aber ihre ersten drei Kindheitsjahre bei ihren deutschen jüdischen Eltern. 1938 mussten die drei das Land verlassen. Fast alle Verwandten mütterlicherseits sind oder waren deutsche Juden.

Unsere Geschichte, die ich anfänglich als Theaterstück verfasst hatte, schien mir zwar bedeutsam zu sein, aber irgendwie war sie auch bereits erzählt. Ich legte das Stück also beiseite, recherchierte aber weiter und begegnete schließlich Primo Levis Buch „Die Untergegangenen und die Geretteten“, worin sich der Essay „Die Grauzone“ befindet. Dieses Material hielt ich für fundamental, denn es beinhaltet die vielleicht wichtigste Frage: ‚Was würden wir selbst, um zu überleben, tun?’“

 Wie würden Sie den moralischen Konflikt beschreiben, der sich den Mitgliedern der Sonderkommandos stellt?

Wenn man sich in die fürchterliche Lage der Sonderkommandos hinein versetzt, stellt sich einem ganz sicher die Frage ‚Was hätte ich selbst getan?’ Wie weit würde ich mich erniedrigen und meine Moral desavouieren? Könnte ich in einem Nullsummenspiel die moralischen Konsequenzen meines Überlebens akzeptieren, wenn dieses vom Tode anderer abhängt? Anders als Primo Levi am Ende von „Die Grauzone“ nahelegt, glaube ich nicht daran, dass wir in einer Art geschlossenem Ghetto leben. Vielmehr glaube ich, dass die grundsätzliche Frage, die sich durch die Existenz der Sonderkommandos stellt, weiter relevant bleibt: Was kostet in der heutigen Welt unser eigenes Überleben den anderen? Welchen Einfluss haben unsere privilegierten Leben auf die Welt um uns herum? Was habe ich getan, um meine Familie zu schützen, und wie weit würde ich da gehen?

 Auf welchen historischen Fakten beruht der Film und welche Freiheiten mussten Sie sich bei der Dramatisierung nehmen?

 Die im Film erzählten Ereignisse entsprechen der Wahrheit, obwohl wir uns einige Freiheiten herausgenommen haben. Beispielsweise geschah die Rettung des Mädchens und der Aufstand nicht zeitgleich. Dennoch wurde das Mädchen tatsächlich von dem Teil des Sonderkommandos, das auch den Aufstand organisierte, gefunden, und ich fand es akzeptabel, diese beiden Ereignisse miteinander zu verknüpfen. Wenn man historische Begebenheiten für künstlerische Zwecke aufbereitet, zielt man auf den Kern einer Geschichte oder eines Themas. Dementsprechend glaube ich, dass das Mädchen und der Aufstand, zusammen betrachtet, beide ausdrücken, um was es bei den Sonderkommandos im Wesentlichen ging. Plötzlich, inmitten des industriellen Tötens, sind die Männer mit der Existenz eines Individuums konfrontiert, dessen Leben in ihren Händen liegt. Dass sie für die Rebellion, die Zehntausenden das Leben hätte retten können, möglicherweise ein Hindernis ist, macht ihr Dilemma umso schwieriger.

  Wie wurde der Film unter US-amerikanischen Juden aufgenommen?

Eigentlich hatte ich einen Aufschrei aus der amerikanischen jüdischen Gemeinde erwartet gegenüber einem Film, dem sich gewissen Implikationen andichten lassen. Aber solche Einwände gab es nicht. Der Film wurde bei seinem Kinostart in den USA gut aufgenommen. Einige störten sich allerdings an der Art und Weise, wie die Figuren im Film sprechen. Wir hatten uns gegen die auf mich angestrengt wirkende Art entschieden, die Darsteller mit einem mitteleuropäischen Akzent sprechen zu lassen. Stattdessen sollten sie ganz normal reden, wobei natürlich regionale Akzente, die ablenken würden, zu vermeiden waren. Um es klar auszudrücken: Im Film spielen amerikanische Schauspieler und sie sprechen Englisch oder mit neutralem amerikanischen Akzent, statt mit einem europäischen. Das hat einige Leute verärgert. Vermutlich vermissten sie die sonst tröstlichen Konventionen. Ansonsten gab es nur sehr wenig Anfechtungen.

Tim Blake Nelson bei der Deutschland-Premiere seines Films auf dem Filmfestival in Oldenburg, © A. Kilian 2004



Produktionsnotizen

„Die Grauzone erzählt die Geschichte von Menschen, die verzweifelt versuchen, ihrem Leben einen Sinn zu geben an einem Ort, der zum Töten gebaut wurde“, erklärt Drehbuchautor und Regisseur Tim Blake Nelson. „Jedes Individuum hat seine eigene Vorstellung davon, was ein sinnvolles Leben ist. Und im Gegensatz zu Menschen, die in bestimmten Situationen heroisch handeln, sind die Menschen dieses Films keine Helden.“

Der Film handelt von den Sonderkommandos im Konzentrationslager Auschwitz II – Birkenau. „Als ich begann, mich mit ihren Biografien zu beschäftigen“, erzählt Tim Blake Nelson, „war ich ein jüdischer, kräftiger Mann Anfang Dreißig. Es hätte also auch mein Leben, mein eigenes Dilemma sein können. Bis heute bin ich nicht in der Lage zu sagen, was ich getan hätte, wenn ich vor dieser unlösbaren Frage gestanden hätte. Das ging mir unter die Haut.“

Mitte der 90er Jahre stieß Nelson auf einen Essay in Primo Levis „The Drowned and the Saved“, einem Buch über die Sonderkommandos – jüdische Häftlinge, die gezwungen wurden, Teil der Ausrottungsmaschinerie der Nationalsozialisten zu werden. Diejenigen, die sich weigerten, die Befehle auszuführen, wurden auf der Stelle erschossen, und viele zogen Selbstmord einer Exekution vor. Diejenigen, die die Aufgabe akzeptierten, lebten im Höchstfall weitere vier Monate länger, bevor auch sie liquidiert wurden.

Als nächstes las Nelson das Buch „Im Jenseits der Menschlichkeit – Ein Gerichtsmediziner in Auschwitz“, die Aufzeichnungen von Miklos Nyiszli, einem ungarisch-jüdischen Arzt, der dem berüchtigten Dr. Josef Mengele bei einer Reihe fragwürdiger medizinischer Versuche an Auschwitz-Häftlingen assistieren musste. Nelson sicherte sich persönlich die Film- und Aufführungsrechte an Nyiszlis Buch, und der Arzt wurde eine Figur in der ersten Version von „Die Grauzone“, das 1996 am New Yorker Manhattan Class Company als Off-Broadway-Theaterstück inszeniert worden ist. Die Vorstellungen wurden mehrfach verlängert und das Stück bekam am Ende der Spielzeit unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit mehrere Preise verliehen, u.a. den New York Newsday’s Oppenheimer Prize sowie vier Obie-Preise.

Während vier der Charaktere im Film auf historischen Figuren beruhen (Miklos Nyiszli, Erich Muhsfeldt, Josef Mengele und das junge Mädchen), stützt Nelson die fiktionalen Charaktere Hoffman, Rosenthal, Schlermer und Abramovics auf fünf Tagebücher, die von Mitgliedern der Sonderkommandos verfasst und später in Birkenau entdeckt wurden. Durch das Lesen dieser Tagebücher und sämtlicher anderen Schriftstücke zu dem Thema, deren er habhaft werden konnte, begriff Nelson, dass diese Männer „weit entfernt von den in vielen Holocaust-Berichten meist weinerlich und zusammengekauert dargestellten Juden waren. Sie waren oft grob und gottlos, und sicherlich schlichen sie sich nicht davon, um heimlich zu beten oder über Gott zu philosophieren. Sie machten einfach alles, um zu überleben.“

Auch vor der historischen Wahrheit, dass sich zerstörerischer Hass unter den Juden im Lager verbreitete, machte Nelson nicht halt : „Tatsache ist, dass die Bedingungen im Lager und insbesondere in den Sonderkommandos beschämende Eigenschaften der Männer ans Tageslicht brachten, von denen die mildesten Ausformungen Misstrauen, Geiz, Fremdenfeindlichkeit und Selbsthass waren.“

Der zweite große Handlungsstrang des Films befasst sich mit den weiblichen Lagerinsassen, die in der Munitionsfabrik „Union“ nahe Birkenau arbeiteten und denen es gelungen ist, Mitgliedern der Sonderkommandos in den Lastern und Leichenwagen heimlich Schießpulver zukommen zu lassen. Nelson greift bei diesen weiblichen Figuren in Umrissen auf vier Frauen zurück – angeführt von der jungen Polin Rosa Robota -, die gnadenlos gefoltert und anschließend öffentlich hingerichtet wurden, den Nationalsozialisten aber nie verraten haben, wofür das gestohlene Schießpulver bestimmt war. Der einzige organisierte Aufstandsversuch eines Sonderkommandos fand am 7. Oktober 1944 statt. Die eingesetzten Waffen waren eher behelfsmäßig: Steine, Äxte, Hämmer, selbst gebastelte Granaten und ein kleines Arsenal an Maschinengewehren und Pistolen, die lokale Partisanen in die Lager geschmuggelt hatten.

Den meisten Überlieferungen zufolge war der Aufstand von Mitgliedern des Krematoriumskommandos Nummer Drei initiiert worden, die damit gegen ihre eigene voraussehbare Liquidation angingen. Dennoch entschied sich Nelson dafür, seine Version auf einen ihm zur Verfügung stehenden Bericht zu stützen, wonach der Aufstand begann, als „ein verrückt gewordener Ungar seine Matratze in Brand steckte.“ Nelson erklärt seine Entscheidung, den Aufstand willkürlich beginnen zu lassen, damit, dass dieser Ansatz besser in sein Konzept gepasst habe, die Rebellion als Verzweiflungs- und nicht als Heldentat darzustellen. Nelson weiter: „Ich wollte den Zuschauern klarmachen, dass der Aufstand von Anfang an zum Scheitern verurteilt war und dass es keine Massentötungen von Deutschen mit anschließend heroischer Flucht hatte geben können. Vermutlich war der Aufstand unbeholfen und schlecht organisiert.“

Während sich das Bühnenstück reiner Ton- und Lichteffekte bediente, um den Schrecken der Krematorien anzudeuten, musste Nelson den Stoff für den Film umschreiben, um die Trostlosigkeit und den Horror der Umgebung visuell in Szene zu setzen. „Als ich begann, mir die Sache als Film vorzustellen, schien es, als hätte ich das Theaterstück nie geschrieben, und der Prozess der Bearbeitung dieses unbeschreiblich schwierigen Materials begann von Neuem.“

Die Gebäude wurden aus nachgebildeten Ziegelsteinen und Nutzholz auf den Feldern von Bauern akribisch genau nach Bauplänen, die die Nationalsozialisten für das Lager in Polen verwendet hatten, errichtet. Nachdem alle Aufnahmen fertiggestellt waren, wurden die Gebäude sofort wieder abgerissen. Eines enthielt eine nahezu exakte, maßstabgetreue Replik des Brennraums im Krematorium Nummer Eins in Auschwitz-Birkenau, ausgestattet mit fünf massiven Schmelzöfen, den Schienenwagen, die dazu benutzt wurden, um die Leichen in die Öfen zu schieben, sowie einem Wasserkanal aus Zement, in dem die toten Körper zu den Aufzügen in den darüber liegenden Brennraum transportiert wurden. Für die Frauenszenen wurden Baracken errichtet, die an den Krematoriumskomplex angrenzten. In den Boyana Studios, den ehemals staatlichen Filmstudios Bulgariens, baute man die Umkleidekammer, eine Gaskammer, Waschräume für die Sonderkommandos sowie das Büro und das Labor, in dem Doktor Nyiszli seine Arbeit bei Josef Mengele verrichtete, für den Film nach.

Nelson arbeitete eng mit dem Kameramann Russell Lee Fine zusammen, um den Eindruck „eines harten, rauen Realismus entstehen zu lassen“ und um ein Gefühl, das „schnell und kalt, nicht wehleidig und sentimental“ ist, zu erzeugen. Indem er oft mit einer Handkamera drehte, wollte er den Zuschauern den Eindruck vermitteln, selbst Teil des Geschehens zu sein. „Es war mir wichtig, dass diese Vorgänge nicht bloß betrachtet, sondern erlebt werden. Durch das Schauspiel und die visuelle Sprache haben wir versucht, den Zuschauern zu zeigen, dass sie an einem Ort sind, wo Brutalität eine allgegenwärtige, ja, sogar essentielle Norm ist.“ Diesen Ansatz reflektiert das folgende Zitat aus einem der Sonderkommando-Tagebücher, die in Birkenau gefunden wurden: „Die einzige Möglichkeit zu überleben war, das Menschsein aufzugeben. Wir hatten ein Stadium erreicht, wo wir neben den Leichen essen und trinken konnten, absolut gleichgültig, völlig ohne Emotionen.“

Tim Blake Nelson begann mit dem Schreiben von Theaterstücken während seines Schauspielstudiums an der New Yorker Juilliard School, und obgleich er nicht an die Filmhochschule ging, lernte er Filmregie, indem er Regisseuren, mit denen er als Schauspieler zusammenarbeitete, über die Schultern schaute, wie zum Beispiel Terrence Malick („The Thin Red Line“) und Joel Coen („O Brother, Where Art Thou?“). Während einer Nebenrolle in Malicks „The Thin Red Line“, hatte  Nelson Zeit, den Regisseur bei seinen Dreharbeiten zu beobachten und das Drehbuch zu studieren (ebenfalls eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg), und sich dabei selbst schlüssig zu werden, wie er „Die Grauzone“ für die Leinwand bearbeiten könnte. Als das Drehbuch fertiggestellt war, wandte sich Nelson an die New Yorker Produzentinnen Pamela Koffler und Christine Vachon, deren Produktionsfirma Killer Films Nelson aufgrund der Kooperation mit Autorenfilmern und aufgrund zahlreicher, Aufsehen erregender Projekte, jenseits des Mainstream, er für bewunderungswürdig hielt. Killer Film verfügt über ein herausragendes Profil, das sich durch den Erfolg vieler kassenträchtiger Produktionen und deren Präsenz auf hochkarätigen internationalen Filmfestivals auszeichnet. Die Filmographie von Killer Films umfasst international angesehene Filmautoren wie Todd Haynes, Todd Solondz, Mary Harron und auch John Cameron Mitchell, („Hedwig and the Angry Inch“).

Bei dem Film „Die Grauzone“ wurde Pamela Koffler zur treibenden Kraft, wohlwissend, dass die Finanzierung dieses Projekts schwierig werden würde. Koffler dazu: „ Ich war beeindruckt von dem Stück, ich habe es verschlungen, erkannte aber auch, dass das Thema schwer zu verkaufen sein würde. Die Reaktionen waren überall dieselben: ‚Das ist fabelhaft, aber denkt nicht, dass ihr jemals Geld dafür bekommen werdet’.“ Parallel dazu hatte Nelsons Agent das Drehbuch einem seiner Klienten gezeigt, dem Schauspieler Harvey Keitel, der so beeindruckt war, dass er Nelson zu einem Treffen mit ihm und seiner Produktionspartnerin Peggy Gormley einlud. Keitel ‑ bekannt für seine Unterstützung von Erstlingsregisseuren (u.a. Quentin Tarantino, Tony Bui, Paul Schrader, Ridley Scott und Nicolas Roeg) ‑ machte den Vorschlag, seine Firma, The Goatsingers, als ausführende Produktionsfirma einzusetzen, während er selbst eine Rolle in dem Film übernehmen könne.

Nelson bot ihm die Rolle des deutschen Oberscharführers Erich Muhsfeldt an, der für das Krematorium Nummer Eins zuständig war, in dem ein großer Teil der Handlung des Films spielt. Keitel erklärt: „Tims Drehbuch ist hervorragend, es trifft unser kollektives Bewusstsein in sehr tiefgründiger Art und Weise. Er stellt Fragen zu unserer menschlichen Natur, die es zu untersuchen gilt. Das schulden wir unseren Kindern.“

Tim Blake Nelsons Drehbuch und die Beteiligung von Killer Films und Harvey Keitel waren die Gründe für die hochrangige Besetzung mit David Arquette, Steve Buscemi, Allan Corduner, Mira Sorvino und Natasha Lyonne sowie David Chandler, der bereits in der ursprünglichen Bühnenfassung mitgespielt hatte. Nelson schätzt die Vielfalt der Stile und Erfahrungen, die seine Darsteller in die verschiedenen Rollen einbringen. Da er wusste, wie schwierig jede Rolle zu spielen sein würde – emotional und auch physisch -, nutzte er Vorsprechproben, um mehr über seine potentiellen Schauspieler als Individuen und Darsteller zu erfahren. Dadurch war es ihm möglich, langsam und systematisch ein Ensemble aufzubauen, das gemeinsam die extremen Anforderungen des Filmstoffs erfüllen würde. Umgekehrt loben ihn seine Darsteller für seine Sensibilität und Hartnäckigkeit. Dazu Mira Sorvino: „Er hat ganz klar strukturierte Vorstellungen, was er von jeder einzelnen Szene erwartet; gleichzeitig lässt er den Schauspielern genügend kreativen Freiraum. Für einen Schauspieler ist er ein Traumregisseur.“

Bei den Zuschauern durch seine Rollen in der „Scream-Serie“ bekannt, ergriff David Arquette die Gelegenheit, eine Rolle zu übernehmen, die ihm in dieser Form vorher noch niemand angetragen hatte. „Hollywood packt Dich schnell in eine Schublade, geschäftlich gesprochen“, so Arquette, „ich aber suchte die Herausforderung, einmal eine dunklere, dramatischere Rolle zu spielen. Ich wusste, dass es mir einige Schwierigkeiten bereiten würde, Tim davon zu überzeugen, mich mit in die Besetzung aufzunehmen, da es vielen Leuten schwerfallen würde, mich in einer solchen Rolle zu sehen. Dennoch ging ich hin, fest entschlossen und gut vorbereitet, und am Ende bekam ich die Rolle.“ Dazu kommentiert Tim Blake Nelson: „Es mag den Anschein haben, als sei dieser Stoff nichts für David, aber ich hatte immer das Gefühl, dass sein Humor auf Scham basiert. Die komische Spannung in Davids Arbeiten wird durch seine Figuren produziert, die versuchen, Menschen zu sein, die sie nicht sind, so dass sie am Ende darüber beschämt sind, wer sie wirklich sind. Hoffman ist eine Figur voller Schuldgefühle. Es war aufregend, einen für seinen Humor bekannten Schauspieler zu beobachten, der all das, worauf er sich sonst stützt, Schritt für Schritt hinter sich lässt und für seine Arbeit andere Ausdrucksmittel sucht.“ Arquette fügt hinzu: „Viele Szenen in dem Film kamen für mich einer Offenbarung gleich, so etwas kannte ich aus früheren Rollen nicht.“

Während sich Killer Films auf die stets mühsame Suche nach Finanzierungsgeldern machte, sprach Nelson mit der Firma Nu Image/Millennium über ein Projekt, für das er als Drehbuchautor und Regisseur vorgesehen war. Anstatt aber diesen Auftrag anzunehmen, zeigte er ihnen sein Drehbuch für „Die Grauzone“ und kurz darauf saßen er, Koffler und Vachon mit den Nu Image Partnern Avi und Danny Lerner beim Mittagessen in Los Angeles. Die beiden boten ihm an, den Film vollständig zu finanzieren.

Avi Lerner erklärt, warum sich sein Unternehmen für „Die Grauzone“ engagiert hat: „Die meisten Filme über den Holocaust beleuchten nicht diesen besonderen Aspekt des Grauens, das in den Lagern durchlebt wurde. Diesen Teils der Geschichte zu thematisieren, wird Diskussionen und Kontroversen hervorrufen, besonders in der jüdischen Gemeinde. Aber es ist ein wichtiger und sehr menschlicher Teil unserer Geschichte. Dieser Film ist eine realistische Sicht auf das tägliche Lagerleben. Er beschreibt nicht nur die physischen, sondern auch die psychischen Gräueltaten.“ Für Lerner geht „Die Grauzone“ der ungeklärten Frage nach, wie der Zuschauer selbst sich verhalten hätte, hätte er vor der unlösbaren Sonderkommando-Entscheidung gestanden. „Wenn man nach dem Krieg in Israel aufgewachsen ist, erlebte man dort viele Überlebende des Holocausts. Ich habe nie verstanden, warum die Juden nichts getan haben, um die Nazis zu bekämpfen. Warum gab es keinen Widerstand? Wie hätte ich mich verhalten?“, fragt Lerner. Es bereitete Lerner große Schwierigkeiten, sich die täglichen Muster anzuschauen. „Ich hoffe inständig, dass die Menschen den Mut haben, sich diesen Film anzuschauen,“ fügt er hinzu.

Vor Produktionsbeginn schickte Tim Blake Nelson dem gesamten Filmteam eine ausführliche Notiz, in der er ihnen detailliert die Bewandtnisse der Welt, die sie schaffen würden, erklärte. Ferner umriss er darin seine Absichten in Bezug darauf, wie „Die Grauzone“ gespielt und gefilmt werden sollte. Am Schluss schrieb er: „Wir haben die Chance, einen Film zu drehen, der seinesgleichen sucht; einen Film, der uns und das Publikum zwingen wird, Fragen zu stellen, die nach Meinung der meisten lieber nicht ausgesprochen werden sollten. Ich aber finde, dass man diese Fragen stellen muss, und wenn wir mit unserer Arbeit Erfolg haben, dann wird der Film genau dafür ein Beweis sein.“

Credits Cast

(in der Reihenfolge ihres Auftritts)

Hoffman: DAVID ARQUETTE

Moll: VELIZAR BINEV

Rosenthal: DAVID CHANDLER

Cohen: MICHAEL STUHLBARG

Lowy: GEORGY ZLATAREV

Alter Mann: DIMITAR IVANOV

Schlermer: DANIEL BENZALI

Nyiszli: ALLAN CORDUNER

Abramowics: STEVE BUSCEMI

Muhsfeldt: HARVEY KEITEL

Mengele: HENRY STRAM

Mädchen: KAMELIA GRIGOROVA

Anja: LISA BENAVIDES

Gefangene: SHIRLY BRENER

Dina: MIRA SORVINO

Rosa: NATASHA LYONNE

Gefangene: DAFINA KATZARRSKA

Gefangene: DONKA AVRAMOVA

Gefangene: RUMENA TRIFONOVA

SS-Mann: SIMEON VLADOV

Mutter des Mädchens: MARIANA STANISHEVA

Rivkin: ONCHO ALEXANYAN

SS-Mann: GEORGI KALCHEV

Mann mit Uhr: LEE WILKOF

Ehefrau: JESSICA HECHT

Folterer: BRIAN O’BYRNE

Folterer: VALENTIN GANEV

SS-Mann: STEVE UBELS

Kahn: VICTOR KALEV

Halivni: HRISTO SHOPOV

Schott: MARK WING-DAVEY

Gefangene: IOANA CHRISTOVA

SS-Mann: DOBRIN DOSEV

Stimme des Mädchens: PORTIA RANIER

Kaminski: HARRY ANICHKIN

Credits Crew

Buch und Regie: TIM BLAKE NELSON

(Basierend auf den Roman “Im Jenseits der Menschlichkeit – Ein Gerichtsmediziner in Auschwitz von Miklós Nyiszli)

Produzenten: PAMELA KOFFLER, CHRISTINE VACHON, TIM BLAKE NELSON

Produziert von AVI LERNER, DANNY LERNER

Ausführende Produzenten: DANNY DIMBORT, TREVOR SHORT, BRAD WESTON, JOHN WELLS, HARVEY KEITEL, PEGGY GORMLEY

Co-Produzent: DAVID VAROD

Kamera: RUSSELL LEE FINE

Schnitt: TIM BLAKE NELSON, MICHELLE BOTTICELLI

Produktionsleitung: TRISH HOFMANN

Produktionsdesign: MARIA DJURKOVIC

Kostümdesign: MARINA DRAGHICI

Music: JEFF DANNA

Militärberatung: ANDREW MOLLO

Casting: BERNARD TELSEY, DAVID VACARRI, CSA


Anmerkung und Hinweise:

Wir danken dem bfilm-Verleih für die Kooperation und für die Zustimmung zur Veröffentlichung des Pressematerials und der Filmfotos auf www.sonderkommando-studien.de.

Die Bildrechte liegen bei der Produktionsfirma.

Verleih:

bfilm Verleih, Berlin; Hans Habiger und Andreas Wildfang

Vertrieb:

LEGEND FILMS INTERNATIONAL, Köln; Gerhard Borman und Markus Popescu
 

Pressebetreuung:

Pressebüro Matthias Mücke, Berlin


(Letzte Änderung : 02.01.2005)